Wie finde ich einen guten Coach? 10 Tipps für die Coach-Auswahl

Der Wild­wuchs von Inter­net-Ange­bo­ten macht es schwie­rig, eine gute Pas­sung zwi­schen Coach und Coa­chee zu fin­den. Die Coach-Aus­wahl – zumal im Busi­ness-Kon­text – will wohl über­legt sein. Mit Ihrem Ent­schluss, Coa­ching in Anspruch zu neh­men, ist der erste Schritt getan. Sie wis­sen, was Sie wol­len, aber nicht, ob die Coa­chin Ihre Erwar­tun­gen erfül­len kann.

So ver­schaf­fen Sie sich Klarheit:

10 provokante Thesen zur Orientierung bei der Coach-Auswahl

Ich gehe im fol­gen­den davon aus, dass Sie ein paar Coa­chin­nen aus­fin­dig gemacht haben, die Ihnen ent­we­der emp­foh­len wur­den oder auf die Sie durch Recher­chen gesto­ßen sind. Der erste Ein­druck ent­steht am Tele­fon. Hal­ten Sie die­ses Tele­fo­nat kurz. Es geht nur darum, ob Sie es loh­nend fin­den, in einem per­sön­li­chen Erst­ge­spräch mehr zu erfah­ren. Wenn die Ant­wort „Ja“ lau­tet, wer­den Sie einen Ter­min aus­ma­chen, um eine gute Coach-Aus­wahl tref­fen zu können.

Mein grund­le­gen­der Tipp: Stel­len Sie für die­ses Gespräch die tra­di­tio­nel­len Erwar­tungs­hal­tun­gen auf den Kopf.

Für gewöhn­lich ist die Coa­chin dar­auf ein­ge­stellt, Fra­gen zu stel­len, um ihr Pro­blem ein­schät­zen und mit Ihnen Lösungs­stra­te­gien ent­wickeln zu kön­nen. Statt­des­sen ermu­tige ich Sie, der Fra­ge­stel­ler zu sein. Eine gute Coa­chin wird Sie dazu direkt zu Anfang ein­la­den. Ansons­ten neh­men Sie sich den Raum. Schließ­lich wol­len zunächst ein­mal Sie etwas erfah­ren. Dabei gehe ich – ohne Ihnen zu nahe tre­ten zu wol­len – davon aus, dass Sie die Qua­li­tät von Aus­bil­dun­gen, mit denen der Coach Sie mög­li­cher­weise beein­dru­cken möchte, nicht beur­tei­len können.

Meine Vorschläge:

  • Ver­ges­sen Sie Ihr Pro­blem. Kein Wort dazu – für die gesamte Dauer des Erstgesprächs.
  • Kon­zen­trie­ren Sie sich dar­auf, wie wohl Sie sich mit der ande­ren Per­son füh­len, wie ihr Umgang mit Ihnen ist und ob Sie zu ihr Ver­trauen fas­sen könnten.
  • Bei den Fra­gen geht es weni­ger darum, was die Coa­chin ant­wor­tet, als darum, wie sie mit Ihnen umgeht. Ach­ten Sie also weni­ger auf den Inhalt der Ant­wort als auf die Art und Weise sowie auf Mimik, Ges­tik, Körpersprache.
  • Es ist nicht unhöf­lich, wenn Sie vor­zei­tig das Gespräch been­den, falls der „Kan­di­dat“ durch Ihr Ras­ter gefal­len ist.

Ihre Fragen an den potenziellen Coach:

  1. Was waren für Sie die wich­tigs­ten Erfah­run­gen in Ihrer Coaching-Ausbildung?
  2. Wie wür­den Sie mit ein, zwei Sät­zen Ihr Coa­ching-Ver­ständ­nis beschreiben?
  3. Wer sind Ihre Vor­bil­der – und was fas­zi­niert sie daran?
  4. Sind Sie eine eher ana­ly­tisch-sys­te­ma­tisch oder eine krea­tiv-asso­zia­tiv arbei­tende Coachin?
  5. Was garan­tie­ren Sie mir wäh­rend des Coachings?
  6. Wie lange dau­ert bei Ihnen ein Coa­ching durchschnittlich?
  7. Woran stel­len Sie fest, ob Sie hilf­reich für mich sein können?
  8. Wofür wür­den Sie hohe Risi­ken eingehen?
  9. Wie sind Sie mit Ihrer letz­ten grö­ße­ren Krise umgegangen?
  10. Was machen Sie, wenn Sie nicht wei­ter wissen?

Sie kön­nen anhand der Ant­wor­ten her­aus­fin­den, ob die Zusammen­arbeit für Sie erfolg­ver­spre­chend sein wird. Viel­leicht möch­ten Sie an die­ser Stelle aber den­noch erfah­ren, wieso ich gerade diese Fra­gen für hilf­reich halte. Für die­sen Fall hier noch ein paar Erklä­run­gen.

Was die Antworten über einen Coach verraten

Einige der Fra­gen zur Coach-Aus­wahl, wie z.B. 5 (Garan­tie) und 6 (Dauer) kom­men rela­tiv „harm­los“ daher, haben es aber bei genauer Betrach­tungs­weise genauso in sich wie offen­sicht­lich schwie­rige Fra­gen wie die nach der Kri­sen­be­wäl­ti­gung (9) .

Für alle Fra­gen gilt es zu über­prü­fen, ob sie über­haupt beant­wor­tet wer­den. Dies lässt Rück­schlüsse dar­auf zu, ob die Coa­chin wirk­lich gut zuhört bzw. ob sie sich um eine klare Ant­wort „her­um­drückt“. Wenn Ihr Gegen­über zwi­schen­durch sagen sollte: „Hm, dar­über muss ich einen Moment nach­den­ken“, dann ist das in der Regel ein beson­de­res Qua­li­täts­merk­mal. Sie wer­den nicht mit etwas Vor­ge­fer­tig­tem abgespeist.

  1. Erfah­run­gen in der Aus­bil­dung:
    Hier wird nach Erfah­run­gen, nicht nach Wis­sen gefragt. Wer­den auch Erfah­run­gen geschildert?
  2. Coa­ching-Ver­ständ­nis:
    Die Frage lässt erken­nen, ob Ihr Coach „nur“ Wis­sen ange­häuft hat, oder ob er es so durch­drun­gen und in seine Per­sön­lich­keit inte­griert hat, dass es zu sei­ner Über­zeu­gung und Hal­tung gewor­den ist. Die Frage gibt auch Hin­weise, ob er im Ein­zel­nen ste­cken bleibt oder die ent­schei­den­den Punkte her­aus­fil­tern kann.
  3. Vor­bil­der:
    Hier las­sen Sie Ihrem Gegen­über viel Spiel­raum. Sie fra­gen ja nicht nach Vor­bil­dern als Coa­chin, son­dern all­ge­mein. Wenn sie nach­fra­gen sollte, wie­der­ho­len Sie ein­fach freund­lich: „Nein, ich meine Vor­bil­der.“ Die Ant­wort gibt Ihnen meist auch Ideen dar­über, wel­che Werte die Coa­chin lei­ten, was für sie wich­tig ist.
  4. Coa­ching-Stil:
    Diese Frage ist etwas „tri­cky“. Aus drei Gründen: 
    1. Die lange gebräuch­li­che Unter­schei­dung zwi­schen links­hir­nig (ana­ly­tisch) und rechts­hir­nig (krea­tiv) wird heute so nicht mehr pro­pa­giert. Weiß das der Coach (nicht so wich­tig zu erfah­ren), ver­sucht er gar, Sie „auf­zu­klä­ren“ (wich­tig)? Wie wirkt das auf Sie?
    2. Jeder Mensch hat die eine oder andere Prä­fe­renz im Umgang mit Pro­ble­men. Das ist nicht belie­big änder­bar. Sollte die Coa­chin also etwa sagen: „Das rich­tet sich ganz nach dem Pro­blem“ oder „Da richte ich mich ganz nach Ihnen“, prü­fen Sie intui­tiv, ob Sie diese Ant­wort zufrie­den stellt. Wenn ja, ist alles in Ord­nung. Eigent­lich geht letz­te­res aber gar nicht. Die erste Ant­wort sagt Ihnen im Grunde: „Ihre Frage ist so nicht sinn­voll.“ Sie könn­ten dann freund­lich am Ball blei­ben und nach­fra­gen: „Und wie gehen Sie bei Pro­ble­men am liebs­ten (Prä­fe­renz) vor?“
    3. Die Frage ver­sucht den Coach auf eine Alter­na­tive fest­zu­le­gen, die er so gar nicht tei­len muss. Wie geht er damit um? Der Coach könnte z.B. nach­fra­gen: „Was ist Ihnen an genau die­ser Unter­schei­dung so wich­tig?“ Sie sehen, so wer­den Sie nicht bloß­ge­stellt und der Coach zeigt einen sou­ve­rä­nen Umgang mit Alternativen.
  5. Garan­tie:
    Hof­fent­lich wenig. Alles andere wäre unse­riös und zeugte eher von der Not, einen Auf­trag zu gene­rie­ren. Garan­tie­ren kann er aller­dings Ver­trau­lich­keit, Trans­pa­renz, Handlungs­freiheit für Sie (Sie müs­sen die Hoheit über die Inhalte behalten).
  6. Dauer:
    Auch hier dür­fen Sie gespannt sein: Die Frage lässt sich immer beant­wor­ten – schließ­lich fra­gen Sie nach einem Durch­schnitt –, sollte es aber nicht, jeden­falls nicht ohne nähere Erläu­te­run­gen. Denn die Gefahr ist, dass mit einer Ant­wort fal­sche Erwar­tun­gen ver­knüpft wer­den (schließ­lich weiß die Coa­chin noch nicht, wie Sie „ticken“). Die Ver­su­chung ist bis­wei­len groß, in Anpas­sung an das Busi­ness-Credo: „Höher – wei­ter – schnel­ler“ eine Pas­sung nach dem Motto: „kurz, effi­zi­ent, kna­ckig“ vor­zu­neh­men. Wol­len Sie das? Viel­leicht ver­sucht die Coa­chin aber auch an die­ser Stelle, end­lich auf „ver­trau­tes Ter­rain“ zu gelan­gen und sagt: „Selbst­ver­ständ­lich kann ich Ihnen einen Durch­schnitt ange­ben (er liegt bei xy), aber das hängt natür­lich sehr von Ihrer Fra­ge­stel­lung ab. Mögen Sie mir Ihr Thema nen­nen? – Nicht schlecht, aber Sie wer­den sich dar­auf jetzt nicht ein­las­sen. „Das mache ich gerne, aber ich würde zuvor noch gerne ein paar Dinge erfah­ren, ver­ta­gen wir so lange die Frage.“
  7. Pas­sung:
    Mit die­ser Frage fin­den Sie her­aus, wo die Schwer­punkte des Coa­ches lie­gen, wo aber auch seine Gren­zen. Ansons­ten fra­gen Sie kon­kre­ter nach. Ein guter Coach wird Ihnen immer sagen, worin nicht seine Kern­kom­pe­tenz liegt und Ihnen ggf. einen Kol­le­gen emp­feh­len. Er kann die Frage aber auch ver­ste­hen in dem Sinne: „Wie machen Sie das?“, also als Frage nach den (Inter­ven­ti­ons-) Tech­ni­ken. Das könnte für Sie inter­es­sant sein; wenn etwas unklar daran ist, wer­den Sie um Erklä­rung bitten.
  8. Risi­ko­be­reit­schaft:
    Eine sehr per­sön­li­che Frage. Ist die Coa­chin sou­ve­rän genug, damit umzu­ge­hen? Weicht sie aus? Ist sie emo­tio­nal berührt (ver­le­gen, empört, freu­dig über­rascht…….)? Sie erfah­ren hier sehr viel über das, was der ande­ren beson­ders wich­tig ist, aber auch, wie gut sie mit Emo­tio­nen und Gefüh­len umge­hen kann und inwie­weit sie bereit ist, Per­sön­li­ches preis­zu­ge­ben (schließ­lich wol­len Sie das ja evtl. im Coa­ching auch).
  9. Umgang mit Kri­sen:
    Hier geht es auch um die emo­tio­nale Seite inso­fern, als die Frage sehr intim zu sein scheint. Sie wirkt noch per­sön­li­cher als die vor­an­ge­gan­gene, aber der Schein trügt. Denn Sie fra­gen hier ja nicht danach, was das inhalt­lich für eine Krise war. Sie fra­gen nach dem Umgang, d.h. nach den Mecha­nis­men, die der andere nicht nur gelernt, son­dern ver­in­ner­licht hat; denn sonst stün­den sie ihm in einer Krise nicht „abruf­bar“ zur Ver­fü­gung. Dar­über etwas zu erfah­ren, ist vor Ihrem eige­nen Hin­ter­grund höchst bedeut­sam, oder? Blei­ben Sie nach­drück­lich bei die­ser Ebene. (Es sei denn, Sie wol­len wirk­lich inhalt­lich etwas von den Kri­sen erfah­ren.) Der Coach hat hier wie­derum eine breite Palette von Ant­wort­mög­lich­kei­ten. Haben Sie das Gefühl, etwas Ehr­li­ches erfah­ren zu haben, etwas, das etwas von inne­rem Wachs­tum spie­gelt, so dass Sie Ver­trauen fas­sen können?
  10. Das „Netz“ der Coa­chin:
    Wie­derum viele Mög­lich­kei­ten, dar­auf ein­zu­ge­hen, weil der Bezug nicht klar ist. Sie haben es nicht auf den Coa­ching-Pro­zess bezo­gen, aber das könnte die Coa­chin tun. Sie könnte z.B. dar­über spre­chen, wie sie ihre Arbeit mit ande­ren Coa­ches reflek­tiert, ob sie Super­vi­sion in Anspruch nimmt und ähn­li­ches mehr. Sie könnte aber auch in Fort­set­zung der vor­an­ge­gan­ge­nen Frage prä­zi­sie­ren, wel­che Tech­ni­ken sie anwen­det. Und sie könnte gar sehr per­sön­lich dar­über reden, wie sie sich neu aus­rich­tet und z.B. ver­sucht – durch Medi­ta­tion o.ä. – seine Zen­trie­rung wiederzufinden.

Ich hoffe, dass bei die­sem etwas unkon­ven­tio­nel­len Vor­schlag zur Coach-Aus­wahl einige Anre­gun­gen für Sie dabei waren. Wenn Sie Nähe­res erfah­ren möch­ten, neh­men Sie gerne Kon­takt mit mir auf.

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